Die Prostata ist eine haselnussgroße Drüse, die unterhalb der Blase liegt und eine wichtige Rolle bei der Spermienproduktion spielt. Prostatakrebs kann sich entweder lokal begrenzt entwickeln oder in andere Körperregionen streuen. Obwohl jede Person betroffen sein kann, stellt sich die Frage: Ist Prostatakrebs vererbbar? Laut aktuellen Studien sind etwa 5 bis 10 Prozent der Prostatakrebsfälle auf eine erbliche genetische Veränderung zurückzuführen. Wer in seiner Familie mehrere Fälle von Prostatakrebs kennt, sollte besonders achtsam sein. Eine frühzeitige Diagnose eines nahen Verwandten (zum Beispiel Vater oder Bruder) oder mehrere betroffene Familienmitglieder können Hinweise auf ein vererbtes Risiko geben.
Doch bedeutet eine familiäre Vorbelastung automatisch, dass man selbst erkrankt? Keineswegs! Es heißt jedoch, dass man die eigene Situation mit einem Facharzt besprechen sollte. Nur so lässt sich individuell abschätzen, ob zusätzliche Vorsorgemaßnahmen sinnvoll sind.
Wichtige Risikofaktoren für Prostatakrebs
Neben der genetischen Komponente spielen weitere Faktoren eine Rolle, die das Erkrankungsrisiko beeinflussen können:
Alter:
Etwa 60 Prozent aller Diagnosen werden bei Männern ab 65 Jahren gestellt. Unter 40 Jahren ist Prostatakrebs selten. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei rund 66 Jahren. Mit steigendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich bösartige Zellen in der Prostata entwickeln.
Ethnische Herkunft:
Männer afrikanischer Abstammung – sowohl aus den USA als auch der Karibik – haben ein deutlich höheres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Zudem tritt die Erkrankung bei ihnen oft schon im jüngeren Alter auf. Asiaten, Lateinamerikaner und spanischsprachige Männer sind dagegen weniger häufig betroffen als Nicht-Hispanische Weißrussen. Die Gründe für diese Unterschiede sind bis heute nicht vollständig geklärt.
Lebensraum:
Die Häufigkeit von Prostatakrebs variiert weltweit stark. Länder wie Nordamerika, Australien, Nordeuropa und karibische Inseln weisen die höchsten Raten auf. Mögliche Gründe könnten hier unter anderem unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten oder Umweltfaktoren sein.
Genetische Veränderungen:
Bestimmte Mutationen in der DNA erhöhen zwar das Risiko, sind aber für die Mehrheit der Fälle nicht verantwortlich. Forscher arbeiten intensiv daran, weitere genetische Marker zu identifizieren, die mit der Entstehung von Prostatakrebs in Verbindung stehen.
Weitere mögliche Faktoren:
Wissenschaftler untersuchen derzeit, ob Übergewicht, Rauchen oder eine ungesunde Ernährung das Risiko beeinflussen können. Bislang gibt es jedoch keine eindeutigen Beweise für einen klaren Zusammenhang.
Der Zusammenhang zwischen Familienanamnese und Prostatakrebs
Viele Männer, deren Vater oder Bruder an Prostatakrebs erkrankt ist, fragen sich: „Erbe ich dieses Schicksal?“ Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Allerdings ist bekannt, dass die Nähe der Verwandtschaft das persönliche Risiko beeinflusst. Je enger die Beziehung, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines erhöhten Risikos.
- Erstgradige Verwandte:
Wenn der Vater oder ein Bruder betroffen ist, verdoppelt sich das Risiko im Vergleich zu Personen ohne familiären Hintergrund. - Zweitgradige Verwandte:
Onkel, Halbbrüder oder Großväter, die erkrankt sind, erhöhen das Risiko ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße. - Drittgradige Verwandte:
Cousinen oder Urgroßväter haben kaum Einfluss auf das individuelle Erkrankungsrisiko.
Es ist wichtig zu unterscheiden: Ein familiäres Risiko umfasst nicht nur genetische Faktoren, sondern auch gemeinsame Umweltbedingungen wie Ernährungsgewohnheiten oder Lebensstil. Ein vererbtes Risiko hingegen basiert ausschließlich auf spezifischen genetischen Mutationen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Ein Beispiel dafür sind Veränderungen in den BRCA1- und BRCA2-Genen. Diese Gene sind zwar vor allem für ihre Rolle bei Brust- und Eierstockkrebs in der Frauenmedizin bekannt, beeinflussen aber auch das Prostatakrebsrisiko bei Männern. Mutationen in diesen Genen können sowohl von der Mutter als auch vom Vater vererbt werden.
Genetische Tests bei familiärer Prostatakrebserkrankung
Wer in der Familie mehrere Fälle von Prostatakrebs kennt, fragt sich oft: „Ab wann sollte ich mich untersuchen lassen?“ Der erste Schritt ist ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Dieser kann beurteilen, ob eine genetische Beratung sinnvoll ist.
Ein Arzt kann auf folgende Weise helfen:
- Veranlagungstest:
Ein Blut- oder Speicheltest kann auf erbliche genetische Mutationen hinweisen. - Kontakt zu Humangenetikern:
Fachärzte für Humangenetik erstellen gemeinsam mit dem Patienten einen individuellen Vorsorgeplan. - Früherkennung:
Bei erhöhtem Risiko wird oft eine frühere und häufigere Prostatauntersuchung empfohlen. Dazu gehören die digitale rektale Untersuchung sowie der PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen). - Gewebeprobe:
Verdacht auf Krebs? Ein Arzt kann eine Biopsie anordnen, um Gewebe entnehmen und mikroskopisch untersuchen zu lassen.
Warum ist die Früherkennung so entscheidend?
Prostatakrebs verläuft oft symptomlos. Erste Anzeichen wie Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin oder Rückenschmerzen treten meist erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Deshalb ist die regelmäßige Vorsorge besonders für Männer mit familiärer Vorbelastung unverzichtbar. Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Fazit: Was tun bei familiärem Risiko?
Ein familiärer Hintergrund bedeutet nicht zwangsläufig, dass man selbst erkrankt. Wer jedoch mehrere betroffene Familienmitglieder hat, sollte proaktiv handeln. Ein Arztbesuch ist der erste Schritt, um die eigene Situation realistisch einzuschätzen. Moderne Medizin bietet heute zahlreiche Möglichkeiten, Risiken zu erkennen und gezielt vorzubeugen.
Letztendlich geht es darum, informierte Entscheidungen zu treffen. Ob eine genetische Analyse sinnvoll ist, welche Vorsorgeintervalle empfohlen werden und welche Rolle der Lebensstil spielt – all das lässt sich am besten im Gespräch mit Experten klären. Nur so kann jeder Mann individuell abschätzen, wie er sein persönliches Risiko minimieren kann.